Zustand der Kanäle in Rangsdorf – Wasserbehörde rät zu Verringerung der organischen Belastung sowie mehr Sauerstoffzufuhr
Am 15. Dezember 2019 wurde durch Mitglieder unserer Bürgerinitiative Bürger für Rangsdorf e.V. beobachtet, dass sich unbekannte Substanzen in den Kanälen 3 und 4 befinden. Im Kanal 4 war in der Nähe der Brücke eine starke Schaumbildung sichtbar. Die anderen Kanäle wirkten im Vergleich eher milchig weiß. So wurde am gleichen Tag noch eine Anfrage an die Gemeinde Rangsdorf eingereicht.
Der parallel informierte Verein zur Rettung des Rangsdorfer Sees e. V. war bereits am 16.Dezember 2019 vor Ort um sich ein Bild der Lage zu machen. Auch an diesem Tag, zeigten sich im Kanal 4 noch intensive Schaumbildungen wie in einer Waschmaschine. Es wurden Proben des Oberflächenwassers genommen und untersucht. In den Ergebnissen konnten keine großen Auffälligkeiten festgestellt werden und die getesteten pH-Werte lagen bei 6,5 und 6,8.
Am 17. Dezember 2019 wurden wir darüber in Kenntnis gesetzt, dass derartige Vorfälle nicht bekannt sind und das die Zuständigkeit bei der Unteren Wasserbehörde läge. Wir baten darum, dass dieser Vorfall von Seite der Gemeinde weiter gereicht wird.
Die Untere Wasserbehörde war sodann am 18. Dezember 2019 zur Kontrolle vor Ort. Es konnte gegenüber den vorliegenden Fotos vom 15. Dezember 2019 leider nur noch ein deutlich verringerter Zustand beobachtet werden. Sodann schätzte die Untere Wasserbehörde die Situation wie folgt ein:
„Die Situation vor Ort wird durch die Untere Wasserbehörde wie folgt eingeschätzt:
Es handelt sich bei den von Ihnen beobachteten Phänomenen nach Beurteilung der Fotos und der Kontrolle vor Ort um der Unteren Wasserbehörde im Kreisgebiet Teltow-Fläming hinlänglich bekannte natürliche Vorgänge, die regelmäßig im Herbst/Winter auftreten. Diese werden im Kanalsystem von Klein Venedig durch den geringen Wasserstand und die sehr geringe Fließbewegung in den Kanälen begünstigt.
Hierdurch führten die Niederschläge in Rangsdorf am 14. und 15. Dezember 2019 in Höhe von 6,8 mm bei milden Temperaturen zu zusätzlichen Aufwirbelungen im Sediment der Kanäle und somit zu hohen Sauerstoffzehrungen.
Eine Einleitung von Abwasser (Gülle) kann anhand der beschriebenen Ausprägung ausgeschlossen werden.
Die beobachteten kleinen weißen Schauminseln sind natürlich entstanden. Es handelt sich um durch Wind oder Turbulenzen im Gewässer aufgeschäumte Eiweißverbindungen die aus organischen Materialien stammen. Diese organischen Materialien können zum Beispiel Abbauprodukte von Algen, Wasserpflanzen, Falllaub und Insekten sein. Eine Unterscheidung zu durch Tenside entstandenen Schaum ist meist durch die bei näherer Betrachtung und guten Lichtverhältnissen erkennbare regenbogenartige Färbung und auch durch den Geruch nach Waschmittel möglich. Eiweißschaum ist meist etwas gelblich, wobei ich anmerken muss, dass die von der Unteren Wasserbehörde im Herbst 2019 geprüften organischen Schäume alle reinweiß waren.
Ein hoher Nährstoffgehalt über einen längeren Zeitraum kann auf Grund der entstehenden Abbauprozesse zu einer dauerhaften starken Sauerstoffzehrung, bis hin zur Bildung von Schwefelwasserstoff führen. Nun erfolgender Sauerstoffzutritt über die Wasseroberfläche führt zur Oxydation des Schwefelwasserstoffs und zur vorübergehenden Bildung von elementarem Schwefel der wiederum die Weißfärbung des Wassers verursacht. Eine Verbesserung des Zustands lässt sich nur durch die Verringerung der organischen Belastung sowie eine ausreichende Sauerstoffzufuhr bewirken. Laubeintrag sowie die Absterbeprozesse im Herbst tragen zusätzlich abzubauendes organisches Material ein bzw. führen zu erhöhter Sauerstoffzehrung.
Insgesamt zeigt der Zustand der Kanäle eine zu hohe Nährstoffbelastung an.“
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